Mittwoch, 24. Oktober 2012

Vom Regen in die Traufe

Da war er, der Tag der Freiheit!

Über die Internetseite Gumtree war es mir gelungen eine Mitfahrgelegenheit nach Perth zu finden, so dass ich nicht den Zug nehmen musste. Lustigerweise war es ein Deutscher, der mich in Southern Cross abholte und der stand auch mit deutscher Pünktlichkeit vor der Tür.
Wer nicht da war, waren Julie und Stan, um mich zu verabschieden.

Das Rätsel war schnell gelöst, denn Julie war am gleichen Morgen nach Perth gefahren.
Hm, klar, sie hätte mich auch mitnehmen können, sie wusste ja dass ich am gleichen Tag nach Perth will. Und Stan? Der lief mir da zufällig in die Arme. Immerhin konnte ich so noch ne Flasche Wein abstauben.

Sehr merkwürdig. Da arbeitet man 10 Wochen gemeinsam und lebt immerhin unter einem Dach, aber niemand legt wert darauf sich zu verabschieden. Das ist echt zu hoch für mich.
Aber ich war ja einfach nur froh dort weg zu kommen und so machte ich mich mit meinem Fahrer Thomas auf in Richtung Perth.

Die Fahrt verging auch recht fix, schneller als mit dem Zug, und es gab jede Menge zu schnattern. Thomas, ich schätze ihn auf Mitte 40, war vor einigen Jahren nach Australien ausgewandert und lebt seitdem in Kalgoorlie. Lustigerweise kommt er auch noch aus Naumburg. Das allein das hat für genügend Gespächsstoff gesorgt :-)

Gegen 16 Uhr war ich dann schon in Perth und checkte zunächst in das Hostel von Tabea und Charlotte ein. Und auf den ersten Blick konnte ich schon sagen,  in solch einem Loch habe ich noch nie gelebt! Alternativ schön und gut, und ich erwarte auch keinen Palast.
Aber wem langweilig ist, der sollte mal die Bewertungen vom "Easy Perth Backpackers" lesen auf Tripadvisor. Da ist die Rede von Drogendealern und Obdachlosen, die im Hostel schlafen. Und es ist wahr.

Man muss ja sagen, dass die sanitären Anlagen zwar Scheiße sind dort, aber sie waren relativ sauber. Alerdings habe ich noch nie eine so schlecht ausgestattete Küche gesehen.
Es gibt kaum Kochgeschirr und Besteck und Teller kauft man sich am Besten selbst oder man hebt halt Plastikverpackungen auf und funktioniert sie zu Tellern um :-)

Da die Hostelsituation in Perth sehr angespannt ist, entschied ich mich eine Woche zu verlängern, was eine ganz schlechte Entscheidung war.

Dass Zimmertüren immer offen sind, ist nichts neues für mich. Klug oder nicht, ich war schon in einigen Hostels wo man sich eben vertraut und seine Wertsachen nicht unter Verschluss hält. Überraschenderweise war das auch kein großes Problem im Easy, aber was mich wirklich genervt hat, war dass zu jeder Tages- und Nachtzeit Leute in unser Zimmer kamen. Egal, ob sie im Zimmer wohnen oder nicht, jeder kommt rein. Um was zu fragen, um jemanden zu suchen, um einfach mal laut Musik zu spielen und dich aufzuwecken. Es war einfach unglaublich.

Am geilsten war ja der Typ, der mal in unserem Zimmer gewohnt hat, offiziell ausgecheckt hatte, aber trotzdem jede Nacht noch im Hostel schlief, um Miete zu sparen. Seine gesamten Klamotten waren noch in unserem Zimmer und er meinte da auch noch zu wohnen. Wie der mir auf den Sack ging, kann ich gar nicht in Worte fassen.

Die gesamten Gäste im Hostel haben echt dafür gesorgt, dass mir mein soziales Defizit aus Southern Cross keine Rolle mehr gespielt hat.
Ist es nicht ironisch: In Southern Cross jede Menge nette Typen mit denen ich gern abgehangen hätte und ich durfte nicht und plötzlich jede Menge Leute zum Abhängen, aber da war ich lieber alleine.

Aber aus dem Alter, wo man jeden Abend stoned ist und man eine Nacht lang alle Bierflaschen auf dem Tisch sammelt, obwohl der Mülleimer direkt neben einem steht, bin ich echt raus. Unglaublich wie es da morgens aussah. Aber was will man erwarten, wenn die Angestellten selbst Gras verticken? Und wenn die Alte von der Rezeption nur auf Gras war, fress ich nen Besen.

Ich hatte mir da jedenfalls mit niemandem was zu sagen, wollte keinen kennenlernen und habe es echt vorgezogen für mich zu sein.

Gleichzeitig hat sich rausgestellt, dass ein Weiterreisen mit Tabea und Charlotte eher nicht mehr angesagt ist. Wer mich kennt, weiß dass ich wirklich gern lache und viel Scheiß mitmache. Aber aus dem Alter des albernen Gekicher bin ich wirklich raus. Und abhängen mit den Leuten mit denen sie abhängen - nix is!

Man man, war ich froh einen Australier kennengelernt zu haben und so wenigstens einen sporadischen Kontakt in Perth zu haben.


                                                               top organisiertes Chaos :-)

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